Sonia Borkowicz - Tanz
* 1993 in Polen. BA Tanz & Pädagogik an der Anton Bruckner Universität Linz. Engagements bei Isabelle Schad, Jianan Qu,Yumiko Yoshioka, Editta Braun. Gründungsmitglied des "Collective B". Kulturmanagementtätigkeit bei Body/Sound/Space und Tanzhafen Festival (Linz/AT). Performt mit e b c in: 4only, instant Aphaia, instant Kaliska, Close Up 2.0, Fanghoumé, Hydráos.
Weng-Teng Choi-Buttinger - Tanz
* 1992 in Macao, Diplom in klassischem Ballett an der Hong Kong Academy, tanzte u.a. in Schwanensee, Les Sylphides. Mehrere Preise, auch für eigene Choreographien, u.a. in Macau, Taipeh und Edinburgh. BA an der ABPU Linz. Verheiratet in Österreich, Mutter von zwei Kindern.Performt mit e b c in: Hydráos, Proximity, ATCHA !
Simona Štangová - Tanz
*1993 in der Slowakei, BA in Tanz und Pädagogik an der Anton Bruckner Universität Linz. Tanzausbildung am Konservatorium J.L. Bellu in Banská Bystrica. Lebt seit 2014 in Linz, wo sie Performances aufführt, andere KünstlerInnen unterstützt und an ihren eigenen Choreographien arbeitet. Seit 2017 Zusammenarbeit mit Voland Székely (Perkussion). Für ihre Arbeit hat Simona Europa und Mittelamerika durchquert, und ihre Reise geht weiter.. Performt mit e b c in: Hydráos
Thierry Zaboitzeff - Komposition
* 1953 in Nordfrankreich, Mitbegründer, Komponist und stilprägender Protagonist der Avantgarde-Rock-Formation ART ZOYD, Welttourneen. Gründet 1999 "Zaboitzeff & Crew". Freischaffender Komponist und Musiker, kreiert neben eigenen Projekten (zum Beispiel der Komposition für die Klangwolke Linz auch für Film, Events, Schauspiel, Tanz). Veröffentlichung von 28 Alben. www.zaboitzeff.org
Editta Braun - Choreographie, künstlerische Leitung
* 1958, Studium (Germanistik, Sportwissenschaft), Tanz- und Schauspielausbildung in New York und Paris. Gründung des Performancekollektivs Vorgänge, 1989 der editta braun company Salzburg. Jährliche Kreationen, weltweit auf Tour, internat. Kooperationen. Seit 1996 enge Zusammenarbeit mit Thierry Zaboitzeff (Musik, Komposition). Lehrtätigkeit u.a. in Linz, Salzburg und Wien, Internationaler Preis für Kunst und Kultur der Stadt Salzburg 2014, Großer Kunstpreis des Landes Salzburg 2017.
Thomas Hinterberger - Lichtdesign
* 1959 in Linz, Regisseur und Lichtdesigner, arbeitet mit verschiedenen Ensembles (editta braun company, Taka Tuka-Theater, Stifterhaus Linz, Dramos Teatras Kaunas). Erhält 2004 den Anerkennungspreis für Theater des Landes Oberösterreich.
Eine lyrische Phantasie über die Evolutionsgeschichte versetzt unsere Nähe zur Tier- und Pflanzenwelt in Schwingung und befreit Sehen und Denken vom Anthropozentrismus.
Es lebt. Es atmet. Es bewegt sich. Gedämpft, wie im Wasser. Ist es Tier? Pflanze? Mensch?
Organisch jedenfalls und höchst eigenartig. Es verschlingt sich ineinander, wogt, zieht sich zusammen und streckt sich, kriecht, tänzelt, rollt. Beine wie Fühler, Rümpfe ohne Kopf, bewegte Skulptur, archaische Posen und immer wieder überraschende Momente atemberaubender Harmonie der Formen und Bewegungen.
Eine Unterwasserfantasie in von befremdlicher, teils beunruhigender Schönheit ist das neue Körperillusionstheater der editta braun company. Unterstützt von Thierry Zaboitzeffs meisterhaft Atmosphäre schaffenden Kompositionen zwischen verzerrten Pianoklängen, meditativem Blubbern und hämmernden Beats lassen drei Tänzerinnen den Betrachter eintauchen in eine Welt des sanften Wogens, die zugleich urzeitlich ist und futuristisch. Entstammen die Wasserwesen einem Genlabor oder sind sie Pioniere einer neuen Evolution, die unseren Planeten nach dem Untergang der Spezies Homo sapiens neu besiedeln? Diesmal ohne Recht des Stärkeren und Konkurrenz, ohne das Recht des Stärkeren, Fressen und Gefressewerden. Jenseits von Gut und Böse, in einer Zeit oder Welt vor dieser Unterscheidung oder danach, ist dieser Organismus pures Leben, das lebt, atmet, sich bewegt. Bis zuletzt.
Photos oriental version: Leo Fellinger, Editta Braun
Politische Dimensionen des Abstrakten
In jeder unserer Zellen tragen wir mit der DNA gewissermaßen das Protokoll unserer Stammesgeschichte, als Embryo im Mutterleib durchlaufen wir Stadien, die auf die Evolutionsgeschichte verweisen. Schmerzt uns das Leid der Pflanzen und Tiere deshalb geradezu körperlich? Was ist es, das da in uns Resonanz erzeugt? Ist wirklich alles eins? Das Stück erzählt keine Geschichte, vertritt keine Thesen. Es lädt ein zum Nach-Spüren in einem Theater, das neue Wege der Wahrnehmung erschließt, Sehen und Denken frei macht. Und das abrückt von einem anthropozentrischen Weltbild, das gerade dabei ist, die Grundlagen allen Lebens auf diesem Planeten zu vernichten..
„Editta Brauns Stücke sind inhaltlich immer bedeutsam und am Puls der Zeit, sie thematisiert die gesellschaftlichen Abgründe genauso wie Eigenschaften, die uns Menschen überhaupt zum Menschen machen: Liebe, Angst, Eifersucht, Einsamkeit, Glück und Sehnsucht und vieles mehr. Schön bewegte Körper in schönen Bildern sind nicht ihr Ding. Das genügt Editta Braun schon lange nicht mehr. Sie ist eine, die Geschichten erzählen kann mit Körpern und Bewegungen, es gelingt ihr manchmal sogar mit Nicht-Bewegungen.“ (Leo Fellinger)
Reaktionen auf «Hydráos»
„Es ist befremdlich, fantastisch und stellenweise unheimlich. Doch die Furcht weicht der Neugierde, was die nächste Figur darstellen könnte, lässt Frau und Mann eintauchen in eine beglückende Aneinanderreihung von ästhetischen Momenten, erstaunt lauschend den meisterhaften Klängen, geschaffen von Thierry Zaboitzeff, dem es gelingt, die Farben Grün und Blau auf eine Weise zu vertonen, dass man nicht genug davon kriegen kann.“ (Leo Fellinger, „Nachlese“, 19.01.2020)
„Eine eindrucksvolle Studie über das Leben, das Wachsen und die Widerstände dagegen, über Scheitern und Neuanfang. Eine Evolutionsgeschichte in nur 47 Minuten (…) Ein außergewöhnlicher Abend. (…) Am Ende langer und begeisterter Applaus.“ (Markus Honervogt, ovb online.de, 22.01.2020)
„In der Tanzszene ist Nacktheit auf der Bühne längst der Normalfall. Braun schwimmt neuerlich gegen den Strom: In Hydráos tragen die Tänzerinnen Ganzkörperanzüge.“ (Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten, 17. Jänner 2020)
«Hydráos», Teil der „Luvos“-Reihe
Hervorgegangen aus dem von Editta Braun und Beda Percht 1982 gegründeten Künstlerkollektiv „Vorgänge“, entwickelt die e b c dessen außergewöhnliche, aufsehenerregende und früh in Paris ausgezeichnete Form des Bewegungstheaters («Lufus», 1985) bis heute in ihrer Luvos-Reihe mit bislang sechs Stücken fort. Mit der Erforschung dieser besonderen Ästhetik eines rein weiblichen Körpertheaters, das mit dem Aufbau eines regelrechten Luvos-Ensembles von auf dieses Bewegungsrepertoire spezialisierten Tänzerinnen einherging, begibt sich die Company weit über die Grenzen des herkömmlichen zeitgenössischen Tanzes und auch des Tanztheaters hinaus.
Im Februar 2019 kehrte Editta Braun mit drei Tänzerinnen der e b c zurück nach Fanghoumé, einem Dorf im Senegal, wo vor mehr als dreißig Jahren auf Einladung von Germaine Acogny, der Grande Dame des Afrikanischen Tanzes, das Körpertheater Lufus enstanden war. Die dort entwickelte Arbeit ist das Ausgangsmaterial für die neue Produktion «Hydráos».
Hydráos occidental version
Premiere: 24. Jänner 2024
Stadttheater Gießen, Deutschland
Hydráos oriental version
Premiere unter dem Titel Fanghoumé:
8. Februar 2019
Toubab Dialaw, Senegal, École des Sables
Tanz ab 2023:
Sonia Borkowicz, Weng Teng Choi-Buttinger,
Simona Štangová
Komposition, Arrangements: Thierry Zaboitzeff, unter Verwendung von Fragmenten aus Klavierstücken von Beethoven, Schumann, Debussy
Lichtdesign: Thomas Hinterberger
Tanz, Research Originalbesetzung:
Anna Maria Müller, Martyna Lorenc, Sonia Borkowicz
Photos: Leo Fellinger, Editta Braun, Bettina Frenzel
Choreographie, künstlerische Leitung: Editta Braun
Länge: 47 Minuten
Unterstützt von: BMKÖS, Stadt Salzburg, Land Salzburg
Hydráos
Photos occidental version: Richard Kirchner
Occidental Version
Bis auf Stringtangas nackte Tänzerinnenkörper in Kombination mit einem überaus feingestimmten, dunklen Lichtdesign lassen vergessen, dass wir es in Hydráos mit menschlichen Körpern zu tun haben.
Oriental Version
Diese wurde ursprünglich für Gastspiele im Senegal, in Ägypten und Moldawien kreiert.
Grüne Ganzkörperanzüge verstärken die Abstraktion und kontrastieren mit den lyrischen Musikelementen aus dem klassischen Kanon.
Auch für kleine Bühnen geeignet
«Hydraos» erweist sich als ein Stück, das mit beschränkten technischen Mitteln auskommt und aus diesem Grunde nicht auf klassische Tanzbühnen angewiesen ist. Es kann an verschiedene Orte angepasst werden, was wiederum die Möglichkeit mit sich bringt, sich an ein Publikum zu wenden und Menschen zu erreichen, denen die Türen der Hochkultur aus verschiedenen Gründen nicht offen stehen.
Voraussetzungen sind allerdings: schwarzer Rückvorhang, Dunkelheit und Ruhe, Publikum frontal mit guter Sicht auf den Boden (entweder Bühne auf 1.20 m oder gut ansteigende Publikumstribüne, min. 30 cm Stufenhöhe), gute PA.