«CLOSE UP» (2015)
ein LUVOSmove®-Projekt
Am Flügel, Arrangement, Komposition: AyseDeniz Gökçin
Komposition, musikalische Leitung: Thierry Zaboitzeff
Tanz, Bewegungsrecherche: Sandra Hofstötter, Ania Lis, Martyna Lorenc, Anna Maria Müller, Katja Bablick
Dramaturgie: Gerda Poschmann-Reichenau
Lichtdesign, technische Leitung: Thomas Hinterberger, Choreographie, künstlerische Leitung: Editta Braun
Management: Antje Papke, management@editta-braun.com
Produktion: Österreichisches Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Kultur Stadt Salzburg, Kultur Land Salzburg, tanz_house Salzburg
«CLOSE UP» wird koproduziert von ARGEkultur Salzburg, KosmosTheater Wien, Posthof Linz/Brucknerhaus und manipulate Festival Edinburgh.
Aysedeniz Gökçin - Klavier, Arrangements, Komposition
Geboren 1988 in der Türkei, galt als musikalisches Wunderkind und gab Solokonzerte ab dem Alter von 13 Jahren. Master an der Royal Academy of Music in London. Konzerte weltweit, unter anderem bei Festivals wie Musical Kremlin Festival Moscow, Wavelength Festival California, Piano Extravaganza Festival sofia, International Istanbul Music Festival, u.a. Seit der Veröffentlichung des Albums Pink Floyd Classical Concept Konzerte bei Art Rock Festivals.
Thierry Zaboitzeff - Komposition
Geboren 1953 in Nordfrankreich, Mitbegründer, Komponist und
stilprägender Protagonist der Avantgarde-Rock-Formation ART ZOYD, Welttourneen. Gründet 1999 "Zaboitzeff & Crew". Freischaffender Komponist und Musiker, kreiert neben eigenen Projekten (zum Beispiel die Komposition für die Klangwolke Linz auch für Film, Events, Schauspiel, Tanz). Veröffentlichung von 28 Alben.
«CLOSE UP» ist die Nahaufname des sich materialisierender Alptraums einer Pianistin, die sich den Zweifeln und Sorgen des Lebens in einer kriegstreiberischen Realität jenseits der künstlich abgeschotteten Hochkultur nicht länger entziehen kann.
Lemurenhafte Wesen, verdreht, beschränkt, geschunden und verkrümmt, drängen sich in die harmonisch perfekte Welt einer Konzertpianistin. Beklemmende Realitäten und Ängste, aber auch eine Ahnung von der Sehnsucht nach Bewegung in Freiheit, treten als Gestalt gewordene Gedanken und Gefühle auf den Plan. Die bewegten Körper der fünf Tänzerinnen bilden einzeln, paarweise oder als scheinbar unentwirrbares Agglomerat von Gliedmaßen befremdliche Kreaturen. Sind sie Alter Egos der Pianistin oder verdrängte Aspekte ihrer Seele? Während sie spielt, werden diese Wesen zu ihren Mit- und Gegenspielerinnen, lassen sich durchdringen von der dichten, mächtigen Live-Musik, werden getragen oder gequält, gehetzt oder befreit, leisten Widerstand - und wirken zurück. Denn ihr Erscheinen lässt die Musikerin nicht ungerührt…
Dabei bekommen Körper und Musik, visuelle und akustische Kunst sowohl je eigene als auch gemeinsame Momente auf der Bühne. „Orchestrierte“ Passagen wechseln mit „Soli“, in der Begegnung der beiden nonverbalen Künste werden Möglichkeiten einer gemeinsamen abstrakten „Sprache“ erkundet, welche der Subjektivität des Betrachters Raum gibt. Im Zusammenspiel und kontrastiven Wettstreit der (syn)ästhetischen Elemente besteht die besondere Herausforderung dieser Arbeit. Vieldeutigkeit, Verunsicherung gewohnter Wahrnehmungmuster, Anregung der Phantasie und stetige Überraschung sind Programm.
Reaktionen auf «CLOSE UP»
„Die Körperformen, die 70 Minuten lang von diesen vier Tänzerinnen – gemeinsam mit dem Lichtdesigner Peter Thalhamer – erschaffen werden, sind außergewöhnlich; Thierry Zaboitzeffs Musik ist so aufregend wie Gokcims Performance. Und wie die besten Arbeiten beim Manipulate Festival, so stellt auch Close Up tief gehende Fragen über die vertrauten Formen, die uns umgeben, und darüber, wie leicht deren Wahrnehmung aufgebrochen werden kann ...“ (The Scotsman, 06.02.2016)
„Die Beschränkung der Bewegungen, damit Körperteile der Tänzerinnen verborgen bleiben, wirkt sichtlich sowohl fesselnd als auch verstörend. Der Bilderreichtum lässt an Hieronymus Boschs menschliche Körperteile denken, die abgewinkelt aus Eiern und anderen Wesen herausragen: Braun hat mit starker Intuition die deformierten und zerstückelten Reste einer Psyche zum Leben erweckt. ... Ein herrlich augenzwinkerndes (mit Pobacke auf der Tastatur!) Stück surrealer Tanzinvention. (TV Bomb, Edinburgh, 01.02.2016)
„(…) Vier geschmeidige Gestalten – nackt bis auf einen winzigen Tanga und passende Wischmop-Perücken – springen und jagen umher, als liefe ihnen die Musik durch die Adern. Chopin, Rachmaninov und Motive aus Thierry Zaboitzeffs Musik kommen in AyseDeniz’ Partitur zusammen, während ihr eigenes Spiel und körperliches Einhämmern auf die Tastatur ein Stimmungsspektrum erschaffen, welches die hyperaktiven Kobolde noch näher an die Klangquelle lockt. Wer oder was sind sie? Ihre silbern lackierten Nägel passen zu denen an AyseDeniz’ Fingerspitzen, was suggeriert, dass sie zu ihrem Unterbewusstsein gehören – ... unheimlich! ... seltsam faszinierend ...“.(Herald Scotland 02.02.2016)
„Wie finden Tanz und Klavierkonzert zueinander? Eine Pianistin und eine Choreografin wagen den Versuch.(…) Surrealist Salvador Dalì hätte seine Freude daran. (…) Star des Abends ist die 27jährige Pianistin Aysedeniz Gökcin, die durch ihre eigenwilligen Interpretationen im Cross-Genre-Bereich internationale Anerkennung erntete. (…) eine in sich runde und technisch äußerst gelungene Performance. Einen essentiellen Beitrag leistet ein großartiges Lichtdesign von Thomas Hinterberger.“ (Verena Schweiger, Salzburger Nachrichten, 17.10.)
„Eine launische Klavierspielerin, gesichtslose Schattenwesen und Töne, die diese zum Leben erwecken: Es ist die eindrucksvolle Interaktion zwischen Klang und Bewegung, die das Publikum ab dem ersten Tastenanschlag in ihren Bann ziehen. Ohne ein einziges Wort kommen die türkische Pianistin AyseDeniz und die Mitglieder der editta braun company bei ihrer surrealen Darbietung „Close up“ aus - und erzählen in Geste, Bewegung und Tanz eine fesselndere Geschichte, als es mit sprachlichen Mitteln möglich wäre. (…) Die Faszination des von Editta Braun choreografierten Stücks besteht unter anderem darin, Leerstellen zu erzeugen und Fragen aufzuwerfen, deren Beantwortung der Interpretation des Publikums überlassen bleibt. (…) Editta Brauns jüngste Inszenierung hinterlässt neben viel Raum für die Fantasie des Publikums auch bleibenden Eindruck.“ (Claudia Maria Kraml, DrehPunktKultur, 16.10.2015)
„Während sich Musikerin und Musik gegenseitig umgarnen, entsteigen dem Hügel auf der Bühne irritierende Wesen; geschlechtslos sind sie, wie ihre anrührende Nacktheit suggeriert. Sie robben, kriechen, buckeln ums Klavier herum, scheinen die ahnungslose Pianistin anzubeten, ihre Nähe zu suchen. Schnaufend, schnaubend, schmatzend schmiegen sie sich ans Klavier, rollen über den Boden, erheben sich allmählich. (…) Der Spannungsbogen zwischen dem geordneten Output von Kreativität und dem Wuseln des Kreatürlichen entlässt die Zusehenden angeregt, sich emotional in diesem Zusammenspiel von Widersprüchlichem und Unteilbarem selbst zu positionieren.“
(Barbara Neuwirth, Schriftstellerin)
„Ein Hügel, ein Flügel, die Pianistin. Sie konzentriert sich, spielt. Bewegt sich, bewegt. Bewegt den Hügel, er rutscht. Lebt. Legt Körperteile frei. Ein Knie. Oder doch ein kleines Gesicht? Leben erwacht. Mit Musik, durch Musik. Rätselhafte Wesen, Gnome, Aliens tropfen auf die Bühne. Zittern, zappeln, kleben aneinander. Erscheinen erstaunt über das Dasein. Ihr Dasein und das Dasein anderer. Erkunden einander. Das Eigene und das Fremde. Kleben am Flügel, erstarken, sinken zusammen. Musik, die durch Stille lebt. Leben, das auch die große Stille überdauert.”
(Barbara Klein, Regisseurin/Intendantin)
„Eure Absicht, die tragische Situation der Protagonistin in das, was wir Herz nennen, der hörenden Zuschauer zu spielen, darf ohne Zweifel als erfüllt gelten. Man müsste sich dem schon sehr erwehren“. (Josef Irgmaier, Pianist und Komponist, 16.10.2015)
TRAILER, 2:13 Min.
DAS STÜCK IN SEINER VOLLEN LÄNGE, 65 Min.