LUVOSmove® - Insights

Creating Luvos

"Teile der LUVOS-Praxis sind für den Körper unangenehm, einige Stellungen sind schwierig oder es erfordert einiges an Kraft oder Gleichgewichtssinn, sie zu halten. Es gibt auch Geschöpfe, die zwar nicht anstrengend sind, aber dennoch viel Technik erfordern. Zu Beginn einer Probenphase ist immer wesentlich mehr Anstrengung erforderlich, um in die Positionen zu kommen, und zum Teil ist es mit Schmerzen verbunden. Besonders dann, wenn der Körper längere Zeit in einer verdrehten Haltung ist. Nach ein paar Tagen beginnt sich das Material dann organischer und leichter anzufühlen. Mir scheint, als wären für Luvos verschiedene technische Fähigkeiten erforderlich – eine Herausforderung besteht darin, die Illusion zu erzeugen, und eine andere darin, sich dabei nicht zu überanstrengen, Leichtigkeit und Vergnügen dabei zu finden. Komischerweise scheint es unmöglich, beim Wiederlernen die erste Phase bei der Verkörperung des Materials zu überspringen". (Martyna Lorenc)



"Die LUVOSmove®-Technik ist körperlich sehr anspruchsvoll. Jedes Mal, wenn wir wieder anfangen, an diesen Bewegungsqualitäten zu arbeiten, wird mir klar, wie sehr sie sich von dem Körpertraining unterscheidet, das ich normalerweise mache. Es braucht wirklich Zeit, bis der Körper zu diesen besonderen Qualitäten zurückfindet. Wenn man sich Zeit für diese Praxis nimmt (probt), wird sie zur eigenen, und dann fließt man mit der Bewegung, auch wenn es keine "menschliche" Technik ist. Das Schwierige daran ist, dass ganz bestimmte Muskelgruppen fest sein müssen, während andere entspannt sind. Wegen der vielen Details, Komplikationen und der Kraft, die die Arbeit erfordert, funktioniert sie am besten, wenn man "es ruhig angeht" - nicht drängen, sondern loslassen, und der Gruppenenergie folgt. Gruppengefühl / Gemeinschaft / Solidarität ist ein sehr wichtiger Aspekt dieser Arbeit. Es geht nicht um Individualität, es geht um Gruppenenergie und Zuhören. Möglicherweise weil unsere Gesichter nicht sichtbar sind, löscht dies auch das Gefühl der Individualität aus und verstärkt das Gefühl der Gemeinschaft". (Sonia Borkowicz)



"Beim Erarbeiten neuen Materials suchen wir nach Körperformen mit dem Potenzial, das menschliche Erscheinungsbild hinter sich zu lassen und zur Illusion einer fremden Gestalt oder eines anderen Lebewesens zu werden. Diese Formen können in irgendeiner Weise einer lebenden Gestalt ähneln (wir haben Namen für sie, wie “elephants”, “spiders”, “flower”, “phalli"), oder eine abstrakte Gestalt schaffen, die sich selbst definiert. Ich glaube, wir versuchen nie, eine existierende Gestalt nachzuahmen.

Interessante Gestalten finden wir normalerweise, indem wir Improvisations-Sessions machen und dann untersuchen, wie sich dieses Wesen bewegt und verhält. Was dann kommt, ist zum großen Teil choreografisches Ausprobieren – tritt es allein oder in einer Gruppe auf, bleibt es an seinem Platz oder bewegt es sich durch den Raum, wie interagiert es mit anderen usw.". (Martyna Lorenc)



„LUVOS ist ein eigenes Universum mit einer eigenen Körpersprache. Es abstrahiert mich selbst als Performerin und ermutigt mich dazu, abseits von jeglicher konventionellen Bewegungsform jede Ecke meines Körpers zum Ausdruck zu verwenden. Finger werden zu Augen, mein Gesäß zum Gesicht, und ich muss mich in dem Versuch verlieren, Ausdruck ohne Form zu finden. Die Arbeit an LUVOSmove®-Stücken ist viel research, ausprobieren, erforschen im LUVOS-Universum.“ (Anna Maria Müller)



Performing Luvos

"Um das LUVOS-Material tanzen zu können, muss man vor allen Dingen verstehen, was die ganz bestimmte Illusion ausmacht, welche genaue Form, welche Bewegungen dazu gehören, welche Bewegungen das Publikum faszinieren und neugierig auf die Kreatur machen und welche das Bild verschwimmen lassen könnten. Während unserer Proben hören wir als Feedback oft, dass die Bewegungen "zu menschlich" aussehen. Ein LUVOS-Geschöpf zu sein, ist also definitiv nicht menschlich, vielleicht sogar nicht einmal eine Darstellung von etwas Bekanntem. Wir suchen nach fremdartig aussehenden Gestalten. Außerirdischen. Sehr hilfreich für den Feedback-Prozess ist der Einsatz der Kamera und die Beobachtung der Szenen aus der Perspektive des Publikums. Es hilft mir, meine gefühlte Gestalt mit dem Bild in Beziehung zu setzen, das ich dem Publikum liefere. Beim Erarbeiten von Bewegungsmaterial achten wir besonders auf diejenigen Bereiche unseres Körpers, die für das Publikum sichtbar sind, und ich habe das Gefühl, dass zwischen der Annahme einer Form und der tatsächlichen Verwandlung in eine lebende Form oder ein Lebewesen, das sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält, ein gewisser Transformationsprozess stattfindet. Dafür müssen wir meiner Meinung nach die Vorstellungskraft aktiv einsetzen. Es gibt oft Überraschungen - die Bewegungen erscheinen völlig anders als das, was wir uns vorstellen, wie sie aussehen. In diesem Sinne denke ich, dass man in dieser Arbeit das propriozeptive Gedächtnis immer wieder mit dem äußeren Bild verbinden muss". (Martyna Lorenc)



“Während einer LUVOS-Aufführung bin ich dem Lichtdesign und dem Auge des Publikums ausgeliefert. Es ist nicht immer leicht, das Vertrauen zu haben, dass meine skurrilen Formen auch das transportieren, was gewünscht ist. Mein eigenes Erleben ist ein komplett anderes als das des Publikums. Ich erlebe mich kopfüber, verdreht und angestrengt unästhetisch, während es im richtigen Licht aussieht wie eine Gottesanbeterin, eine Spinne oder eine riesige Krabbe.


Die körperliche Nähe darf einen nicht schrecken, das absolute Agieren als Team ist wichtig. Da geht es nicht um mich als Individuum, sondern das gemeinsame Abstrakte steht im Vordergrund. Das Auge von außen, das Licht, mein Körper und die Musik verweben sich zu einem gleichberechtigten Ganzen.” (Anna Maria Müller)


"Das Besondere bei LUVOS-Aufführungen ist für mich, dass wir zwar körperlich auf der Bühne anwesend und nah beim Publikum sind, dass wir aber keine menschliche Identität besitzen. Die Gesichter sind während der gesamten Aufführung verborgen, so dass man sich nicht mit einer Darstellerin eines bestimmten Aussehens, Geschlechts, einer bestimmten Nationalität usw. identifiziert, sondern man identifiziert sich stattdessen mit einer Gestalt, einer Abstraktion, einer anderen Lebensform. Es ist vielleicht ein bisschen wie die Kommunikation zwischen verschiedenen Spezies. Schön finde ich an dieser Arbeit, wenn der Anthropozentrismus verloren geht.

Das Besondere und bei der Aufführung von LUVOS-Material, was man auch genießen kann, ist das Miteinander und die Einheit, die wir zwischen uns Darstellerinnen erschaffen müssen. Um ein Geschöpf zu koordinieren, das aus all unseren Körpern aufgebaut ist, atmen wir gemeinsam. Wir flüstern und kommunizieren auch durch Tonsignale. Die Choreographie des ganzen Stückes baut sehr stark auf den Beziehungen zwischen uns und auf Interdependenz auf, was es zu einem Gemeinschaftswerk macht und nicht zu etwas, was jede für sich selbst erschafft. Die Aufführung, wie wir sie als Darstellerinnen erleben, unterscheidet sich stark von dem, was das Publikum sieht, in diesem Sinne erinnert sie mich manchmal an Puppenspiel. Wir, die Darstellerinnen, haben also eine andere Vorstellung - mit Atemzügen, Flüstern, Berührungen und Gesichtern - als das Publikum, für das die illusionäre Welt geschaffen wird. (Martyna Lorenc)


"Manche Bewegungen in der Choreographie sind klar festgelegt, aber für einen großen Teil gibt es eine Idee / ein Verständnis / ein Gefühl, das dann im Moment der Aufführung in der Gruppe fließt, von dem man eine Struktur kennt, nicht das genaue Timing oder die exakten Positionen. Das verleiht dieser Arbeit Lebendigkeit und schafft Verbindung zwischen den Tänzern". (Sonia Borkowicz)