«Titania»
Suchbild in Bewegung zu Sisi, Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn
Ausgehend von Brigitte Hamanns Sisi-Biografie wird die legendäre Kaiserin als zerrissene Frau auf der Flucht vor Etiketten und öffentlichen Erwartungen gezeigt, auf der Suche nach sich selbst.
Duett. Entsteht 1995 in Salzburg. Premiere 14. Dezember 1995, Szene Salzburg.
TRAILER, 6:03 Min.
"Ein großer Raum mit dunkelroten schweren Brokattapeten, durch einen Mittelstreifen Laub in zwei spiegelgleiche Hälften geteilt. Links und rechts je ein Stockerl, ein Rosenstrauß von der Decke hängend und an der Rückseite ein Schwarzweiß-Portrait von Sisi. Eingehüllt in eine Stola steht sie da, ihre Magersucht vom wuchtigen Kleid verdeckt, mit melancholisch schaukelnden Bewegungen. Editta Braun und Céline Guillaume sind beide Sisi, bewegen sich anfangs synchron, um schließlich verschiedene Aspekte zu beleben. Guillaume ist mehr die Innenwelt Elisabeths, die ihre Bewegungen fast krampfhaft verzerrt, von der Depression auf den Boden gedrückt wird und sich in ihrem Identitätsverlust im Gitternetz ihres Reifrocks wie eine Gefangene findet. Braun hingegen ist die Außenwelt, die stolze, egozentrische Sisi, die sich in die Höhe hantelt und bewundern läßt.
Berührend gefühlvoll findet die Annäherung an die umstrittene Titania, wie sich Sisi selbst gerne nannte, statt. Von der zerfließenden Walzerseligkeit bis zur neurotischen Entkleidung des Spiegelbildes, in das auch die Kaiserin nicht zu schauen gewillt war. Manchmal am Korsett der eigenen Marionettenhaftigkeit verzweifelnd."
Ilse Retzek in Oberösterreichische Nachrichten, 1995
"Braun und Guillaume – beide gleich schön, mit gleicher langer Lockenpracht, gleichen Kleidern (...) tanzen Sisi zur gleichen Zeit. Die bühne ist mit einem Striefen aus Blüten zweigeteitlt, von der Decke herab hängen über den Köpfen der beiden Ringe, wie sie Turner gebrauchen. Der Anfang: Beide tanzen synchron zu leicht verfremdeten Strauß-Walzern. Di Blütengrenze wird nicht überschritten, die beiden haben scheinbar nichts miteinander zu tun und sind doch offensichtlich eins. Dann fängt der Tanz an, auseinander zu gehen, Die Zerrissenheit Sisis wird immer deutlicher: Verspielt, verzweifelt, voller Kraft und verängstigt. Die eine Hälfte ptzt sich wie eine Katze, während die andere erschöpft ruht. (...) Die beiden finden zueinander und werden eins – sie schlagen sich, sie liegen sich, sie verehren sich und sie hassen sich. (...) Braun und Guillaume zeigen allerhöchste Kunst – es ist unmöglich, nicht von dem gefangen zu sein. (...) Nicht enden wollender Beifall."
Main Volksblatt, Würzburg 1996