Anna Maria Müller
* 1980 in Salzburg, Mag. phil., Ausbildungen u.a. an der Arts Educational School (London), Universität Wien und Bruckneruni Linz. Seit 2005 freischaffende Tänzerin und Pilatestrainerin, 09 Gründung des Pilates Studio Innsbruck. Seit 2006 Mitglied der editta braun company. Performt mit e b c in: Abseits, Paradies, Coppercity, Matches of Time, Luvos, CLOSE UP, Close Up 2.0, Fanghoumé. anna@pilates-studio-innsbruck.at
Martyna Lorenc
* 1987 in Polen. BA Tanz & Pädagogik an der Bruckneruni Linz. MA in Cognitive Science/ Adam Mickiewicz Universität in Poznań. Engagements: Georg Blaschke/M.A.P.Vienna, David Zambrano, Rosalind Crisp, Company Off Verticality. Eigene choreografische- und Videoarbeiten, Research. Performt mit e b c in: planet Luvos, 4plus1, instant, CLOSE UP, Close Up 2.0, 4only, Fanghoumé.
Sonia Borkowicz
* ńce & Pedagogy in Anton Bruckner Universität Linz. Engagements bei Isabelle Schad, Jianan Qu,†Yumiko†Yoshioka, Editta Braun. Gründungsmitglied des "Collective B". Kulturmanagementtätigkeit bei Body/Sound/Space und Tanzhafen Festival (Linz/AT). Performt mit e b c in: 4only, instant Aphaia, instant Kaliska, Close Up 2.0, Fanghoumé.
Thierry Zaboitzeff
* 1953 in Nordfrankreich, Mitbegründer, Komponist und
stilprägender Protagonist der Avantgarde-Rock-Formation ART ZOYD, Welttourneen. Gründet 1999 "Zaboitzeff & Crew". Freischaffender Komponist und Musiker, kreiert neben eigenen Projekten (zum Beispiel der Komposition für die Klangwolke Linz auch für Film, Events, Schauspiel, Tanz). Veröffentlichung von 28 Alben. www.zaboitzeff.org
Editta Braun
* 1958, Studium (Germanistik, Sportwissenschaft), Tanz- und Schauspielausbildung in New York und Paris. 1982 Gründung des bewegungstheaters vorgänge, 1989 der editta braun company. Jährliche Kreationen, weltweit auf Tour, internationale Kooperationen und Koproduktionen. Seit 1996 enge Zusammenarbeit mit Thierry Zaboitzeff (Musik, Komposition). Lehrtätigkeit u.a. in Linz, Salzburg und Wien, Internationaler Preis für Kunst und Kultur der Stadt Salzburg 2014, Großer Kunstpreis für Darstellende Kunst des Landes Salzburg 2017.
Tanz, Research:
Anna Maria Müller, Martyna Lorenc, Sonia Borkowicz
Komposition: Thierry Zaboitzeff
Piano: Cécile Thévenot
Lichtdesign: Thomas Hinterberger
Assistenz Technik: Zapo Babilée
Dramaturgie: Gerda Poschmann-Reichenau
Choreographie, künstlerische Leitung: Editta Braun
Länge: 48 Minuten
Unterstützt von: Österreichisches Bundeskanzleramt Kunst, Stadt Salzburg, Land Salzburg, Österreichische Botschaft Dakar, Ecole de Sable Toubab Dialaw, Institut Français Dakar
«Fanghoumé»
Am 8. und 9. Feb 2019 wurde das Stück «Fanghoumé» im Senegal uraufgeführt und erntete enthusiastische Reaktionen. Sowohl im Institut Français Dakar als auch im südlich der Hauptstadt gelegenen Ort Toubab Dialaw wurde das Stück der Salzburger Tanzkompanie unter tosendem Applaus gefeiert.
In einem vollen Theater, vor begeistertem Publikum, in dem auch die Botschafter von Frankreich, Italien, Österreich und Südkorea anwesend waren, wurde einmal mehr die verbindende Kraft der Kunstform Tanz verdeutlicht.
„Es ist wunderbar zu erfahren, dass es auch andersherum möglich ist - die Uraufführung des Körperillusionstheaters Fanghoumé in Dakar und Toubab Dialaw öffnet uns Türen zu Tourneen in Europa“, so Editta Braun nach der geglückten Premiere.
Erstmals war es gelungen, dass das Institut Français Dakar und die Österreichische Botschaft Dakar ihre Ressourcen bündelten und als gemeinsame Veranstalter auftraten. Die Folge: ein volles Theater sowohl mitten im Zentrum Dakars als auch bei Germaine Acogony, der Grande Dame des Afrikanischen Tanzes, in Toubab Dialaw.
Die Reaktionen auf Editta Brauns neue Kreation waren enthusiastisch, die Botschafter der EU, von Frankreich, Italien, Österreich und Südkorea besprachen, wie dieses Stück auf Tournee geschickt wird, anwesende Veranstalter aus Frankreich und Rio de Janeiro sprachen Einladungen aus.
Aber das wohl Berührendste war, dass das heterogene Publikum sich darin einig zu sein schien: da haben wir etwas sehr Besonderes gesehen.
Und es konnte wieder die Erfahrung gemacht werden, dass Tanz durch seinen nonverbalen Aspekt verbindend wirken kann. Wie wichtig, gerade jetzt.
Der Hintergrund
Vor mehr als dreißig Jahren entstand auf Einladung von Germaine Acogny, der Grande Dame des Afrikanischen Tanzes, das Körpertheater Lufus in Fanghoumé, einem Dorf im Süden Senegals. Befremdlich, eigenartig und in Bagnolet/Paris 1986 mit dem zu dieser Zeit wichtigsten internationalen Choreographiepreis ausgezeichnet.
Das Kollektiv „Vorgänge“, damals sieben junge Männer und Frauen aus Österreich, die Lufus – auch da schon zu Musik von Thierry Zaboitzeff – erfanden und die Uraufführung in Fanghoumé im Heiligen Hain der Voodoo-Priesterin Aloopho tanzten, haben sich längst getrennt. Einige PerformerInnen der damaligen Besetzung sind heute bekannte Namen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes und wirken als RegisseurInnen und DarstellerInnen über Salzburg hinaus: Beda Percht, Marion Hackl, Wolf Junger und Ekkehard Hager.
Eine von ihnen hat das Stück – Idee, Form und Atmosphäre – nie losgelassen: Editta Braun hat als Choreografin in den letzten 30 Jahren mit ihrer eigenen Company das Körperillusionstheater mit ausschließlich weiblicher Besetzung und nahezu nackten Körpern weiterentwickelt, in neuen Kontexten immer neu gedeutet. Lufus wurde zu Luvos und war lesbar als Kommentar zu beängstigenden Auswüchsen der Gentechnik, als Evokation faszinierend-verlockender Unterwasserwelten, als Verselbstständigung der Gedanken- und Gefühlswelt einer Konzertpianistin. Die Luvos-Wesen waren Humanoide, Pflanzen, Gewürm, Monster, Abstrakta.
Nun kehrte Editta Braun mit drei Tänzerinnen der Company zurück in das Land, wo alles begann. "Fanghoumé", anders als die bisherigen Produktionen der "Luvos"-Reihe in Ganzkörperkostümen performt und von Thierry Zaboitzeff mit einer Musik versehen, die sich gleichfalls aus den verschiedenen vorangegangenen Arbeiten speist, konzentriert gewissermaßen die ästhetischen und inhaltlichen "Luvos"-Stationen aus drei Jahrzehnten. Die Perfektion der in dieser besonderen Technik erfahrenen Tänzerinnen macht aus "Fanghoumé" eine Art Höhepunkt und vielleicht die Vollendung einer Bewegungsrecherche, deren Grundstein vor über dreißig Jahren in Afrika gelegt wurde.