Sie machen sich auf den Weg: vier Menschen, jung noch, und doch trägt jeder schon eine Geschichte mit sich, Träume und Erlebtes, Erfahrung, Hoffnung und Enttäuschung.

Unterwegs sind sie, unbehaust in einer ungastlichen Welt, Gefangene ihrer selbst, orientierungslos und erschöpft. Ihr Vorangehen scheint oft sinnentleert:

Wo ist das Ziel? Gibt es eines?

Was sie trägt, sind ihre Erinnerungen und ihre Sehnsüchte. Und dann ist da noch, immer wieder, gegen alle Wahrscheinlichkeit, trotz Konflikten und Konkurrenz, die unbändige Kraft, die aus der Empathie entsteht.


Die editta braun company präsentiert ein sehr junges, fast durchgängig neues Team in einem Stück, das wie aus der Zeit gefallen wirkt. Ein Fluchthintergrund ist zu erahnen, die Atmosphäre evoziert östliche Länder, Balkan, Kleinasien, in einer unbestimmten Vergangenheit oder sogar in der Zukunft, auf einem entvölkerten Kontinent. Denn alles spielt sich ab vor den eindrucksvollen Bildern aus Nikolaus Geyrhalters Dokumentarfilm Homo Sapiens, die menschenleere Industrieruinen zeigen, Spuren einer untergegangenen Zivilisation, in welcher die Natur längst wieder Oberhand gewonnen hat.

Vor diesem Hintergrund ist Empathie kein Ausdruck hehrer Menschenliebe, sondern überlebensnotwendig: Die vier sind aufeinander angewiesen – ganz wie wir alle heute in einer Welt, die klein geworden ist und extrem vernetzt.

Premiere 23.+24. Oktober 18

tanz_house festival 18,  ARGEkultur Salzburg


Filmausschnitte aus "Homo Sapiens" von Nikolaus Geyrhalter

Tanz, Movement Research, Choreographie: Paula Dominici, Kamil Mrozowski, Jerca Rožnik Novak, Ornilia Ubisse

Idee, Choreographie, Regie, Ausstattung: Editta Braun

Komposition: Thierry Zaboitzeff

Lichtdesign: Thomas Hinterberger

Dramaturgie: Gerda Poschmann-Reichenau

Coaching: Arturas Valudskis, Anna Maria Müller

Produktion: Österreichisches Bundeskanzleramt, Stadt Salzburg, Land Salzburg

Eine Ko-Produktion von editta braun company, ARGEkultur Salzburg, KosmosTheater Wien, Posthof Linz


Reaktionen auf «trails»


"Ein melancholisches, wundersames Kunst-Stück über Schönheit, Leid und Angst. (…)

Ein atemberaubendes Tanzstück, bei dem Visuelles und Begriffliches in großartigen Bildern ineinanderfließt und das Herz und Hirn öffnet für frische Fragen über die Welt und unseren Platz darin."

Mikkel A.P. Smith, Schriftsteller, Oslo


"Kein Ziel. Einfach ein Weg. Das Leben.

In Situationen, die so mächtig sind, dass die Worte nicht mehr ausreichen, um das auszudrücken, was einem Menschen geschieht, bleibt nur der Tanz, um die Wucht der Emotionen, der Gedanken und der Gefühle auszudrücken. 

In "Trails" basieren die Choreografien so fein und klug auf diesen inneren Ereignissen und bringen diese unaussprechlichen Gefühle zum Ausdruck. Die vier Tänzerinnen und Tänzer haben, trotz ihrer Jugend, ein weites Spektrum von Bewegungs-und emotionalen Ausdrucksformen. Die ausgesprochen feinfühlige, intelligente Montage des szenischen Geschehens mit den Bildern der verlassenen Landschaften von Nikolaus Geyrhalter und der so theatralischen Musik von Thierry Zaboitzeff lässt den magischen Moment des Theaters, weit weg von jeder Belanglosigkeit entstehen."

Myrto Dimitriadou, Regisseurin, Gründerin des Toihaus Theater Salzburg


"Nikolaus Geyrhalters verlassene Landschaften gehen nahe - vor allem vor dem Hintergrund, dass dies kein mögliches Szenario der Zukunft ist, sondern es sich um Bilder der Gegenwart handelt. Die Tänzer_innen in anhaltender Dynamik, in ständiger Fortbewegung, ohne zu wissen, ob es ein Ziel gibt. Immer wieder halten sie sich aneinander, tragen sich durch die Extreme – äußerliche wie innerliche. Ist es überhaupt möglich, anzukommen in einer Welt, die wir selbst dabei sind zu ruinieren? Oder finden wir ein Miteinander, das uns stärkt, womöglich rettet?"

Angela Czech, Journalistin


"Eine Landschaft, schwarz-weiß, schemenhaft. Lange Einstellungen von Filmbildern. Figuren treten auf, Reisende, die einen zögernd, zielstrebig die anderen, manche ratlos, wie es scheint. Schattenrisse.

Wann hat die Musik eingesetzt, so unaufgeregt, so unwirklich? So stimmig.

Die Reise der vier Menschen auf der Bühne scheint eine Reise zu sich selbst zu sein, zu ihren Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen. Sie suchen die Gemeinschaft, sie gehen ihrer Wege. Immer wieder begleitet von den Bildern der Verlassenheit, des Vergehens. Und plötzlich scheinen sie in Platons Höhlengleichnis zu sein, aus der es keine Möglichkeit des Entrinnens gibt. Und die ZuschauerInnen werden zum Schatten in diesem Gleichnis.

Ein berührender Abend, der das Publikum, ausgesöhnt mit der Begrenztheit und Vergänglichkeit unseres Daseins, in Leichtigkeit entlässt."

Christa Hassfurther, Regisseurin

Paula Dominici

Geboren 1995 in Wien. BA in Zeitgenössischem Tanz an der Bruckneruni Linz. Schauspieltraining mit Karl Wozek und Ingrid Sturm. Engagements bei Regina van Berkel, Ives Thuwis, Rose Breuss , Patrik Huber, Corinne Eckenstein, Mona May and Jianan Qu.



Kamil Mrozowski

Geboren 1991 in Polen. BA in Zeitgenössischem Tanz an der Bruckneruni Linz. Engagement bei: Regina van Berkel, Rose Breuss, Jagoda Szmytka. Seit November 2016 Mitglied der Künstlerplattform PLAY in Frankfurt am Main/DE.



Jerca Rožnik Novak

Geboren 1992 in Slowenien. BA und MA in Zeitgenössischem Tanz an der Bruckneruni Linz. Engagement bei Willi Dorner, Rose Breuss, Silke Grabinger, Gisela Elisa Heredia. Mitglied von SILK Fluegge seit 2014. Mitglied des Künstlerkollektivs RADIATOR (Ljubljana/SLO).



Ornilia Ubisse

Geboren 1989 in Mozambique. BA in Modern und Contemporary Dance und Tanzpädagogik Pedagogy an der Norges Danse Høyskole in Oslo. Choreographin und Gründerin von Kronos Dance Company. Engagements bei TekstLAB, Nutopia, Tavaziva Dance Company; tourt mit Rikskonsert seit 2013.



Editta Braun

Geboren 1958, Studium (Germanistik, Sportwissenschaft), Tanz- und Schauspielausbildung in New Yorkm Paris. Gründung des bewegungstheaters vorgänge, 1989 der editta braun company. Jährliche Kreationen, weltweit auf Tour, internationale Kooperationen und Koproduktionen. Seit 1996 enge Zusammenarbeit mit Thierry Zaboitzeff (Musik, Komposition). Lehrtätigkeit u.a. in Linz, Salzburg und Wien, Internationaler Preis für Kunst und Kultur der Stadt Salzburg 2014.



Thierry Zaboitzeff

Geboren 1953 in Nordfrankreich, Mitbegründer, Komponist und stilprägender Protagonist der Avantgarde-Rock-Formation ART ZOYD, Welttourneen. Gründet 1999 Zaboitzeff & Crew. Freischaffender Komponist und Musiker. Veröffentlichung von 29 Alben.  

www.zaboitzeff.org  



Arturas Valudskis

Geboren 1963 in Litauen. Musikstudium in Kaunas. Ab 1986 Regie- und Schauspielstudium an der Kunstakademie in Vilnius. Förderstipendium der Stadt Salzburg, dort 1994 Gründung des Theater Panoptikum. Zahlreiche Produktionen, u. a. für das Toihaus Salzburg, die Musikwochen Millstadt, das Landestheater Salzburg sowie für das Schauspielhaus Salzburg. 2011 Gründung des Aggregat Valudskis mit Julia Schranz, Martin Bermoser und Markus Kofler.



Anna Maria Müller

Geboren 1980 in Salzburg, Mag. phil., Ausbildungen u.a. an der Arts Educational School (London), Universität Wien und Bruckneruni Linz. Seit 2005 freischaffende Tänzerin und Pilatestrainerin, 09 Gründung des Pilates Studio Innsbruck. Seit 2006 Mitglied der editta braun company. Performte mit ebcie in: Abseits, Paradies, Coppercity, Matches of Time, Luvos, CLOSE UP, Close Up 2.0.



Thomas Hinterberger

Geboren 1959 in Linz, Regisseur und Lichtdesigner, arbeitet mit verschiedenen Ensembles (editta braun company, Taka Tuka-Theater, Stifterhaus Linz,  Dramos Teatras Kaunas). Erhält 2004 den Anerkennungspreis für Theater des Landes Oberösterreich.  



Gerda Poschmann-Reichenau

Geboren 1969 in München, studierte Theaterwissenschaften in München und Paris.

Nach der Promotion bis 1999 Theaterdramaturgin in Salzburg, seit 2000 freiberuflich tätig als Dramaturgin, Lektorin, Übersetzerin und Autorin.


Nikolaus Geyrhalters

Homo sapiens

Ein Film über die Endlichkeit menschlichen Seins, über die Fragilität unserer Existenz, das Ende des industriellen Zeitalters und über das, was es ausmacht, Mensch zu sein.

Leere Räume, Ruinen, zuwachsende Städte, rissiger Asphalt. Unsere Lebensräume, nur ohne uns. Preisgegeben dem Verfall, oder besser gesagt: der Natur, die sich langsam zurückerobert, was wir ihr einst genommen haben. Der Wind pfeift, das herumliegende Zeug antwortet mit Geklapper. Wie kein Zweiter beherrscht Geyrhalter jenes von lyrischer Kraft wie kritischer Analyse geprägte, dokumentarische Kino. Wer will, sieht einen Horrorfilm oder eine post-apokalyptische Studie, oder er lauscht einer Erzählung über das verborgene, das eigentliche Leben der Dinge. "Homo Sapiens" ist eine Ode an das Mensch-Sein, betrachtet aus einem möglichen retrospektiven Szenario.                                                              http://www.geyrhalterfilm.com/homo_sapiens

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